Wie Frauen in Führungspositionen ihre Stimme trainieren
Wer sich im Business durchsetzen will, braucht Stimme. Männer haben häufig bereits von Natur aus eine tiefere und lautere Stimme. Ruhige und tiefe Stimmen empfinden wir als angenehm und souverän. Dies wirkt sich sowohl im Berufsalltag als auch im privaten aus. Männer mit einer tiefen Stimme werden als vertrauenswürdiger angesehen und es wird ihnen mehr Souveränität und Durchsetzungsvermögen zugeschrieben. Frauen haben häufig eine höhere Stimmlage, welche der Grund sein kann, dass sie weniger ernst genommen werden.
Vor Aufregung oder aus Reflex sprechen sie häufig mit einer besonders hohen Stimme. Dabei ist unsere Stimmlage und auch die Reaktion auf diese ein Ergebnis von Erziehung und erlernten Rollenbildern. Haltung und Atmung haben einen großen Einfluss auf unsere Stimme. Und hier beginnt der Unterschied zwischen Mädchen und Jungs oft bereits im Kindesalter.
Von Mädchen wird eine andere Körperhaltung gefordert, Bauch rein – Brust raus. Studien haben gezeigt, dass viele Frauen nur sehr flach in die Brust atmen, während Männer die tiefe Bauchatmung ausführen. Und diese sorgt für eine stärkere und resonanzreichere Stimme. Die Bauchatmung vermittelt Souveränität, gerade im Bereich der Mitarbeiterführung ein entscheidender Faktor. Während Männer diese Atmung meist ganz automatisch ausführen, müssen viele Frauen sie erst einmal im Erwachsenenalter erlernen und ihre Stimme trainieren.
Mit tieferer Stimme zu mehr Erfolg
Schon Margaret Thatcher kannte die Macht einer tiefen Stimme. Dank eines intensiven Stimmtrainings senkte sie ihre Tonlage um eine halbe Oktave. Sicherlich mit ein Grund, dass sie als besonders durchsetzungsfähig und souverän galt. Die Stimme trainieren stand für sie auf dem Tagesprogramm.
In verschiedenen Studien wurde der Zusammenhang zwischen Stimme und Einkommen untersucht. Mit dem Ergebnis, dass männliche Geschäftsführer mit einer tiefen Stimme mehr verdienen und länger im Unternehmen bleiben als Kollegen mit einer höheren Stimmlage. Eine tiefe, kraftvolle Stimme ist ein Erfolgsfaktor. Dieser ist aber in keinem Fall nur Männern vorbehalten. Die Stimme trainieren kann jeder.
Eine Studie der Universität Leipzig hat festgestellt, dass Frauenstimmen mit der Zeit immer tiefer geworden sind. Lagen sie vor 10 Jahren im Schnitt noch eine ganze Oktave über der durchschnittlichen Männerstimme, ist der Unterschied heute nur noch die Hälfte des vorherigen Wertes. Forscher sehen hier einen Zusammenhang mit der Emanzipation und der Tatsache, dass immer mehr Frauen ihre natürliche Stimmlage verwenden.
Denn es ist gar nicht notwendig oder gewollt, die natürliche Stimme vollkommen zu verändern. Gerade wenn Frau in ihrer natürlichen Stimmlage spricht, wird sie besonders souverän und sicher wirken. Dies lässt sich trainieren. Die besonders hohen Stimmlagen, die viele Frauen verwenden, sind in vielen Fällen nicht ihre natürliche Stimme, sondern das Ergebnis von Jahren, in denen sie versuchten, einem gelernten Stereotyp zu entsprechen. Mit gezieltem Training können Frauen in Führungspositionen so zu ihrer Stimme finden.
Die Stimme trainieren
Jede Stimme kann
- mit regelmäßigen Übungen trainiert werden
- ihr Volumen und ihre Ausdruckskraft erhöhen
- erlernen, raumfüllend zu sprechen
„Mit einer trainierten Stimme können weibliche Führungskräfte lernen, sich stärker durchzusetzen, Kompetenz ausstrahlen und ihr Auftreten beeinflussen“, sagt und lehrt die Expertin Laura Baxter seit über 30 Jahren u.a. auch an der Friedrich-Alexander-Universität als Dozentin.
Dabei gibt es zahlreiche Übungen, die Frauen in Führungspositionen im Stimmtraining erlernen und dann auch im Alltag durchführen können. Besonders wichtig: den gesamten Körper zu lockern. Jede Anspannung im Körper wirkt sich auf die Stimme aus. Deswegen beginnt das Trainieren der Stimme oft damit, die Schultern und im Anschluss den ganzen Körper durch Ausklopfen zu lockern. Erst wenn der Körper entspannt ist, kann auch die Stimme natürlich fließen. Die Stimme trainieren ist für viele Frauen in Führungspositionen zunächst befremdlich – der Aufwand macht sich aber am Ende garantiert bezahlt.
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